Die Zeit vom Donnerstag bis zum Sonntag verbrachten wir, das heißt Farina, Thomas und Ich in
Izmir. Übernachtet haben wir in einem Bordell. Dabei handelt es sich nicht um einen Witz, sondern um pure Realität. Auf die Idee, in der besagten Übernachtungsstätte zu verweilen brachte uns Farinas schlauer Türkeireiseführer, der das Hotel, in welchem auf der Galerie öffentlich und jedermann zugänglich Prostituierte herum liefen, als leicht heruntergekommen, dafür jedoch mit Bad und warmen Wasser ausgestattet, anpries.
Aufgefallen ist die Tatsache, dass es sich bei unserem Hotel um ein Bordell handelte Thomas, der gerissen die Damen beobachtete, bei denen es sich, trieben sie sich nicht jeden Abend mit den gleichen, viel Fleisch zeigenden Klamotten auf der Galerie herum, genau so gut um ein paar Frauen handeln konnte, die kurz vor dem Ausgehen waren. Nun hingen sie dort allerdings jeden Abend mit ein paar ekligen Typen ab und einige Geräusche im ersten Stock bestätigten spätestens nach der zweiten Nacht unsere Befürchtungen. Nun ja, der Preis passte uns und wir blieben auch die letzte Nacht, machten uns dann allerdings schnell aus dem Staub.
Zurück zu Izmir. Hierhin einen kleinen Ausflug zu machen war eine relativ spontane Entscheidung von mir. Jana, Farina und Thomas waren aus Ankara zu Besuch bei uns in Istanbul. Da ich für das Wochenende noch keinen Plan hatte fuhr ich mit beiden letzteren mit um zu schauen, was in der Metropole an der Ägäis so vor sich geht. Ich muss sagen, dass ich beeindruckt bin. Wobei wir allerdings auch nicht viel mehr als die moderne Innenstadt, Alsancak und Basmane gesehen haben. Am ersten Tag schauten wir uns den alten Basar, einige Moscheen und zwei Synagogen von Außen an. Des Weiteren besuchten wir die Agora und das Kulturzentrum wo sich eine Ausstellung antiker griechischer Skulpturen und Münzen etc. befindet. Am Ausgang kam ich nicht drum herum im Vergnügungspark auf die Achterbahn mit Looping zu steigen. Das habe ich schon seit meinem letzten Besuch des Heideparks vor vielleicht mehr als 12-13 Jahren sehr vermisst und es hat sich gelohnt!
Am nächsten Tag machten wir einen Ausflug nach dem berühmten
Ephesos, der antiken Stadt, deren Population mit 250.000 zu ihrer Blütezeit die vom heutigen Göttingen um weites überstieg.
Hier war ich das letzte mal vor zehn Jahren und ich wunderte mich sehr, dass ich mich nicht an das riesengroße Amphitheater erinnern konnte. Wahrscheinlich fanden hier zu jener Zeit noch Ausgrabungen statt. Es war auf jeden Fall ein Augenschmaus, ein riesiger Komplex. In der Nähe der Celsus-Bibliothek liefen Dreharbeiten von National Geographic, eine türkisch-amerikanische Koproduktion. Leider fing es bald an zu regnen und wir machten uns schnell wieder zum Ausgang, wo sich einige Cafes befinden. Wir fanden jedoch kein Service zurück nach Selcuk und mussten eine deutsche Touristengruppe (die einzige neben einer asiatischen, sehr wenig, beachtet man, das Ephesos im Tiefsommer täglich von 15.000 Besuchern besichtigt wird) fragen, ob sie und mitnehmen würde. Die Turleiterin lehnte ab und da wir ohnehin schon zu viel Geld ausgegeben hatten machten wir uns im strömenden Regen auf zum nahegelegenen Ort Selçuk. Auf halber Fahrt kam uns dann aber der Taxifahrer vom Platz entgegen und meinte, er würde uns auch für nur 5 statt für 15 YTL mitnehmen. Durchgenässt und kaltgefroren nahmen wir von Selçuk aus einen Bus zurück nach Izmir, wo wir uns eine heiße Dusche im Bordell gönnten.
Am Abend gingen wir in eine Rockbar, in der Live Musik spielte. Mir persönlich hat es sehr sehr viel Spaß gemacht. Dass der Spaß jedoch langsam vorbei gehen würde machte sich zunächst bemerkbar, als wir aus Versehen einen Transvestitenclub betraten. Später lies ich, als ich das Geld abheben wollte, um das Hotel (Bordell) am nächsten Tag zu bezahlen, meine Sparkassenkarte von einem Geldautomaten der Yapı-Kredi Bank beschlagnahmen. Ich hatte noch nicht einmal Zeit, einen falschen Code einzugeben, und schon war die Karte weg. Doch selbst hieraus lernte ich: Geldautomatenprogramme laufen über Windows und restarten ähnlich wie Windows auf unserem Homecomputer... "dieser Automat ist vorübergehend außer Betrieb".
Alles in allem ein Abenteuer...
Bevor es zu Ende geht möchte ich noch ein Lied von Pinhani mit euch teilen:
İstanbul'da
Yol kenarında oynayan çocuklar gibi
Topum kaçtı bugün yola
Evin önünde sulanmayan çiçekler gibi
Başım düştü saksıma
İstanbul'da kimim var, kimin için bu toz duman
İstanbul'da neyim var, ne kaldı ki kalabalıktan
Kaçamayıp da saklanan kedicikler gibi
Sığındım senin sıcaklığına
Sevemiyorsan İstanbul'u benim gibi
Kaçalım yine bozkırlara
İstanbul'da kimim var, kimin için bu toz duman
İstanbul'da neyim var, ne kaldı ki kalabalıktan
Yere düşünce kırılmayan bir oyuncak gibi
Alıştım ben yuvarlanmaya
İstanbul'da ne kaldı ki
~Pinhani~
In Istanbul
Wie Kinder die am Straßenrand spielen
rollte mein Ball heute auf die Straße
Wie Blumen vorm Haus, die nicht gegossen werden
Viel mein Kopf in den Topf
Wen habe ich in Istanbul, für wen dieser Staub und Smog
Was habe ich in Istanbul, was gibt es hier noch außer Menschenmassen
Wie Katzen, die nicht flüchten können drum sich verstecken
flüchtete ich in deine Wärme
Wenn du Istanbul wie ich nicht mehr lieben kannst
Lass uns wieder flüchten aufs Land
Wen habe ich in Istanbul, für wen dieser Staub und Smog
Was habe ich in Istanbul, was gibt es hier noch außer Menschenmassen
Wie ein Spielzeug, das nicht bricht wenn es auf den Boden fällt
habe ich mich dran gewöhnt zu rollen
Was gibt es denn noch in Istanbul
~Pinhani~
Bis zum nächsten Mal!
Euer Kerem